Kinder- und Jugendkunstschule ist überflüssig

In einer Finanz- und Kulturmetropole wie Frankfurt am Main gibt es auch für Kinder- und Jugendliche bereits ein facettenreiches Angebot in den Bereichen Theater und Kunst. „Diese vielfältigen Programme, Workshops und Kurse von Theatern, Museen, freien Kunst- oder Theaterschulen, Ateliers und vielen weiteren Institutionen stellen ein wunderbares Angebot dar, auf das man aufbauen kann aber nicht zwingend muss, weil es vollkommen ausreichend ist“, betont der kulturpolitische Sprecher der FDP-Römerfraktion Stefan von Wangenheim und fährt fort: „In einem gemeinsamen Etatantrag (E 42/18) möchten die Regierungsparteien nun auch noch ein Konzept für eine Kinder- und Jugendkunstschule entwickeln lassen. Das wäre dann schon das dritte kulturelle Großprojekt in unserer Stadt. Bei der kreativen Idee von einer Kinder- und Jugendkunstschule  sollte jedoch nicht schon wieder die angespannte Finanzlage der Stadt einfach übergangen werden. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Baustellen im Bereich Bildung und Schulen, die oberste Priorität haben sollten. Wie soll man Eltern erklären, dass neue Schulen fehlen, ihre Kinder dafür aber die Möglichkeit haben sollen, ihre künstlerischen Fähigkeiten an einer Kunstschule zu entfalten oder Großeltern die Möglichkeit bekommen, zum Babyschwimmen mit ihren Enkeln zu gehen? Letzteres ist ebenfalls ein Etatantrag (E24/18) der Regierungskoalition.“

„Grundsätzlich unterstützen wir als Liberale gerne Kunst- und Theaterprojekte für Kinder- und Jugendliche  ¬̶  aber zum jetzigen Zeitpunkt wäre es katastrophal die Stadt auch noch mit Kosten für eine Konzeptentwicklung für eine Kinder- und Jugendkunstschule und deren Folgekosten zu belasten. Es muss endlich gespart werden!“, fordert Stefan von Wangenheim. Der Neubau oder die Sanierung der Städtischen Bühnen wurde in der Machbarkeitsstudie mit knapp 900 Millionen Euro veranschlagt. Zusätzlich soll ein eigenständiges Kinder- und Jugendtheater im Zoo-Gesellschaftshaus entstehen, das dafür umfangreich saniert werden muss. „Allein diese beiden Großprojekte werden die Stadt jahrelang beschäftigen und finanziell außerordentlich belasten. Vor diesem Hintergrund nun auch noch eine Konzeptentwicklung für eine Kinder- und Jugendkunstschule anzustreben ist fast schon fahrlässig“, bemerkt Stefan von Wangenheim und erläutert eine alternative Idee: „Vielleicht wäre es sinnvoll erst einmal zu untersuchen, welche und wie viele Angebote für Kinder- und Jugendliche es im Bereich Kunst in Frankfurt bereits gibt und ob diese ausreichen, um die bestehende Nachfrage zu decken. Nach solch einer Bestandsaufnahme könnte überlegt werden, wie man diese Angebote und ihre Anbieter unterstützen und gegebenenfalls miteinander vernetzen könnte, um die bereits bunte und professionelle Palette noch zu erweitern und durch fehlende Angebote zu ergänzen  ̶  ohne das gleich eine neue Kinder- und Jugendkunstschule entstehen muss. Jetzt schon ein Konzept für eine solche Schule zu fordern, ist ein unüberlegter Schnellschuss, der unnötig viel Geld kostet.“

„Gerade bei der Umsetzung von kulturellen Ideen und Projekten sollte man nicht nur kreativ, sondern auch flexibel sein  ̶  und das ist auch möglich ohne die finanzielle Bodenhaftung zu verlieren“, meint Stefan von Wangenheim. Die FDP fordert zum Beispiel in einem ihrer jüngsten Anträge den Magistrat auf, zu prüfen, wie ein Kinder- und Jugendtheater in die Überlegungen für einen Neubau oder eine Sanierung der Städtischen Bühnen aufgenommen werden kann. Das Kinder- und Jugendtheater könnte nach Überlegungen der FDP unter dem Dach der Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz sowohl unabhängig und eigenständig von den Städtischen Bühnen bleiben oder als neue Sparte in den Gesamtbetrieb integriert werden. So könnten vorhandene Kompetenzen und Strukturen  ̶  zum Beispiel in Verwaltung, Technik, Theaterpädagogik  ̶  genutzt und entsprechend ausgebaut werden. Schauspieler, Sänger, Bühnen- und Maskenbildner wären für die Mitarbeiter des Kinder- und Jugendtheaters sowie die jungen Talente unmittelbar erreichbar. „Beide Großprojekte sollten gemeinsam geplant werden, damit die finanzielle Belastung für die Stadt nicht noch größer wird. Das wäre zum Beispiel eine Möglichkeit, um kulturelle Projekte zu verwirklichen und gleichzeitig auch die Kosten im Blick zu behalten“, erklärt Stefan von Wangenheim.